b. Einen Moment noch! Ziel, Zielgruppe, Budget, Techniken und Zeitrahmen

»Ich liebe Abgabetermine. Besonders liebe ich die tosenden Geräusche, die sie machen, wenn sie vorbeifliegen.«29

– Douglas Adams

Bevor die Storyentwicklung losgehen kann, muss man sich über die Rahmenbedingungen im klaren sein, die die weitere Arbeit beeinflussen können.

Was ist mein Ziel? Will ich das Publikum zum Lachen oder zum Weinen bringen, will ich eine politische Botschaft übermitteln oder auf Missstände in der Gesellschaft hinweisen? Geht es um Werbung oder um reine Information? Will ich eine persönliche Erfahrung verarbeiten? Diese Liste ist natürlich länger. Nun, vermutlich ist die grobe Richtung schon klar und dann weiß ich, ob die Tendenz zu Slapstick, Tragik, Satire, Parodie, etcetera geht. Ein kleiner Tipp noch: Man sollte nicht vor Augen haben, dass einen das Ergebnis reich, berühmt und beliebt machen wird. Dann nämlich hängt die gesamte Existenz vom Erfolg der Arbeit ab, und unter diesem Druck kommt sowieso nichts dabei heraus. Ich komme darauf aber nochmals zu sprechen.

Wer ist meine Zielgruppe? Schwer zu sagen, denn ich kann sowieso nicht bestimmen, wer den Film sieht. Die Altersgruppe ist dennoch wichtig. Wenn ich mich an Kinder richte, ist schon mal klar, dass bestimmte Themen wie Sex oder grobe sadistische Gewalt nicht zielgruppenorientiert sind. Na ja, grobe sadistische Gewalt ist jetzt irreführend, denn ich habe als Kind auch Tom and Jerry gesehen, die alten Folgen, in denen sie noch nicht gesprochen und sich dafür umso mehr gegenseitig bearbeitet haben. Ich glaube nicht, dass mir das etwas geschadet hat. Neben dem Alter hängt die Zielgruppe natürlich auch von den Zielen ab: Richte ich mich an ein politisch interessiertes Publikum? Oder sollen gerade die Nichtwähler durch meine Animation wachgerüttelt werden? Geht es darum, möglichst viele Leute zu erreichen, die Unterhaltung und eine kurze Ablenkung haben wollen? Solche Fragen sind das, aber üblicherweise ist die Antwort bereits so klar, dass man sich eigentlich keine Gedanken dazu machen muss. Wenn die Animation allerdings für einen Auftraggeber erstellt wird, also etwa für Werbung oder den Kinderkanal, dann sollte dies bereits im Briefing zur Sprache kommen.

Wie viel Budget habe ich? Als Student ist da wenig drin, aber man kann auch mit relativ geringen Mitteln eine Animation machen. Na ja, relativ, das heißt zum Beispiel: ein Computer, ein Scanner, zwei bis drei Programme, Papier und Stift (siehe Umsetzung). Bei einer Auftragsarbeit kommen unter Umständen noch andere Fragen auf: Bekomme ich einen Vorschuss? Schaffe ich das alleine? Und all das hat natürlich auch mit den nächsten beiden Punkten, Techniken und Zeitrahmen, zu tun.

Welche Technik soll ich verwenden? Ganz egal! Außer es wird von meinem Auftraggeber vorgeschrieben oder übersteigt das Budget. Es kann davon abhängen, womit ich mich am besten auskenne, oder ob ich in einem Bereich dazulernen will. Es kann auch eine ästhetische Präferenz sein. Ich finde zum Beispiel, handgezeichnete Animationen haben einen größeren Charme als solche, die rein am Computer entstanden sind. An dieser Stelle kommt normalerweise: »Aber ich kann doch nicht zeichnen!« Na und? Es können auch Strichmännchen sein, ist doch egal. Letztendlich ist die Story wichtig, und wenn ich es mir genau überlege, könnte man sich über die Technik genauso gut auch erst Gedanken machen, wenn die Geschichte feststeht. Jedenfalls sollte die Technik keinen Einfluss auf die Storyentwicklung haben. So zu denken schränkt nur ein.

Welchen Zeitrahmen habe ich? Der einfachste Fall ist da wieder, wenn es einen Auftraggeber oder ein Abgabedatum gibt. Wenn es das nicht gibt, kann ich nur empfehlen, selbst einen Zeitrahmen festzulegen und sich auch daran zu halten. Sonst fängt man möglicherweise nie an. Außerdem ist es gut, einer Arbeit ein zeitlich festgelegtes Abschlussdatum zu geben, denn man kann immer noch Ewigkeiten an den kleinsten Feinheiten schleifen und ist am Ende nie zufrieden. Es gibt nichts absolut Perfektes und man wird immer noch irgendetwas finden, das ausgebessert werden könnte. Speziell, wenn es die eigene Arbeit ist. Mit einem Zeitrahmen zwingt man sich, einen Schlusspunkt zu setzen und die Animation bis zu diesem Zeitpunkt bestmöglich umzusetzen.