i. Es war einmal… : Die Ausgangssituation

»Der richtige Weg, jede Story zu beginnen, ist, Deine zentrale Charaktere in Konflikt zu stürzen.«103

– Lajos Egri

Robert McKee betrachtet in seinem Buch Story die Ausgangssituation als ein erregendes Ereignis. Der Punkt, an dem die Geschichte beginnt, kann zum Beispiel die Charaktere oder die Welt, in der sie leben, einführen. Bei den meisten Geschichten ist dies der Fall. Die Ausgangssituation kann, muss aber noch nicht, den Kernkonflikt beinhalten. Wichtig ist, dass sie nicht ermüdend ist. Eine Geschichte darf nicht damit beginnen, dass eine langweilige Person, die Morgens langweilige Gespräche führt, danach zu ihrer langweiligen Arbeit geht. Es muss etwas passieren. Etwas muss aus dem Gleichgewicht geraten.104

Der Film I Kina Spiser de Hunde (In China essen sie Hunde) beginnt mit der langweiligsten Person, die man sich vorstellen kann, Arvid Blixton. Seine Freundin bringt es beim Frühstück auf den Punkt: »Der Pollenbericht im Fernsehen ist ein Knaller im Vergleich zu dir.« Arvid ist Bankangestellter und begibt sich an seinen Arbeitsplatz. An diesem Tag gerät sein Leben aus den Fugen. Er verweigert einer Heavy Metal Band den gewünschten Kredit. Der wütende Bandleader droht ihm, er werde ihm die Fresse einschlagen, wenn er ihn das nächste Mal sehe. Danach wird die Bank überfallen. Arvid schlägt den Bankräuber mit einem Squashschläger bewusstlos und tut so erstmals in seinem Leben etwas außergewöhnliches. Plötzlich ist er ein Held. Er bekommt für seine Leistung zwei Wochen Urlaub und möchte mit seiner Freundin nach Paris fahren. Als er nach Hause kommt, ist seine Wohnung leergeräumt. Seine Freundin hat ihn verlassen und alles mitgenommen. Eine aufgebrachte fremde Frau stürmt in seine Wohnung und möchte wissen, warum er den Helden spielen musste. Der Bankräuber wäre ihr Freund gewesen und sie hätten das Geld für eine künstliche Befruchtung gebraucht. Arvid bekommt ein sehr schlechtes Gewissen. Er möchte die Welt wieder gerade rücken und sein Tun ungeschehen machen.

Die Ausgangssituation ist sozusagen der Köder, mit dem wir nach dem Publikum angeln. Beißt es an, dann ist es am weiteren Verlauf der Geschichte interessiert. Bei einer kurzen Animation empfiehlt es sich, möglichst ohne große Umschweife zu dem Problem zu kommen, das der Protagonist hat. Es sollte einfach erfassbar sein. Ist es zu kompliziert, läuft man Gefahr, dass das Publikum oder ein Teil des Publikums es nicht versteht. Sehe Dir Deine Grundideen an, die Du erarbeitet hast. Welche Ideen sind so einfach, dass sie eindeutig verständlich sind? Konzentriere Dich auf diese Ideen. Lasse die anderen fallen oder vereinfache sie.

Aufgabe